Sich Europäisch fühlen: Ein Abend in Sarajevo, von Günter S.
Ein Abend in Sarajevo
von Günter S.
Mataric, wie immer mit einer Baskenmütze auf dem Kopf, hatte aus einem tönernen Krug roten Wein in unsere beiden Gläser gefüllt. „Ein Blatina ist das“, sagte er, „kommt aus der Gegend von Mostar“. „Sivjeli - Prosit“. „Schmeckt gut“, stellte ich fest, „aber er ist ziemlich schwer“. „Was ist nicht schwer bei uns in Jugoslawien“, befand Mataric - doch lachte er dabei über sein rundliches, ein wenig pockennarbiges Gesicht.
Ich kannte ihn von dienstlichen Treffs in Berlin und während Leipziger Messen so gut, dass wir gelegentlich auch persönliche Ansichten austauschten. Er arbeitete als Vertriebsingenieur bei einer Belgrader Firma, die unseren Betrieb in Jugoslawien vertrat. Ich durfte damals, im Jahr 1971, erstmals dorthin reisen. Wir saßen an jenem Abend im Garten einer kleinen Gaststätte im türkischen Viertel von Sarajevo beisammen, Moscheen und Minarette in unserer Nachbarschaft; ein Teppichhändler, der seine Ware über eine alte Mauer geworfen hatte, saß auf dem Sprung. Die Berge des Bjelasnica, die sich förmlich in die Stadt drängen, verschwanden langsam im Abenddunkel, und die roten Ziegeldächer der Gehöfte inmitten ihrer bewaldeten Hänge hatten als Markierung ausgedient. ... "
Die Konversation zwischen Günter und Mataric thematiesiert Europa anhand der Erlebnisse in ehemaligen Jugoslavien. Eine Kernaussage ist,
dass "Europa kein Arzt sein" kann, "der lokale Gebrechen heilt, sondern günstigenfalls ein guter Reisebegleiter, der die Völker auf dem Weg zu größerer Gemeinsamkeit begleitet."
Wer diesen zweiseitigen Text ganz oder in Auszügen übersetzen möchte, soll bitte eine Mail an CassettiClaudio@t-online.de schicken.
von Günter S.
Mataric, wie immer mit einer Baskenmütze auf dem Kopf, hatte aus einem tönernen Krug roten Wein in unsere beiden Gläser gefüllt. „Ein Blatina ist das“, sagte er, „kommt aus der Gegend von Mostar“. „Sivjeli - Prosit“. „Schmeckt gut“, stellte ich fest, „aber er ist ziemlich schwer“. „Was ist nicht schwer bei uns in Jugoslawien“, befand Mataric - doch lachte er dabei über sein rundliches, ein wenig pockennarbiges Gesicht.
Ich kannte ihn von dienstlichen Treffs in Berlin und während Leipziger Messen so gut, dass wir gelegentlich auch persönliche Ansichten austauschten. Er arbeitete als Vertriebsingenieur bei einer Belgrader Firma, die unseren Betrieb in Jugoslawien vertrat. Ich durfte damals, im Jahr 1971, erstmals dorthin reisen. Wir saßen an jenem Abend im Garten einer kleinen Gaststätte im türkischen Viertel von Sarajevo beisammen, Moscheen und Minarette in unserer Nachbarschaft; ein Teppichhändler, der seine Ware über eine alte Mauer geworfen hatte, saß auf dem Sprung. Die Berge des Bjelasnica, die sich förmlich in die Stadt drängen, verschwanden langsam im Abenddunkel, und die roten Ziegeldächer der Gehöfte inmitten ihrer bewaldeten Hänge hatten als Markierung ausgedient. ... "
Die Konversation zwischen Günter und Mataric thematiesiert Europa anhand der Erlebnisse in ehemaligen Jugoslavien. Eine Kernaussage ist,
dass "Europa kein Arzt sein" kann, "der lokale Gebrechen heilt, sondern günstigenfalls ein guter Reisebegleiter, der die Völker auf dem Weg zu größerer Gemeinsamkeit begleitet."
Wer diesen zweiseitigen Text ganz oder in Auszügen übersetzen möchte, soll bitte eine Mail an CassettiClaudio@t-online.de schicken.
claudiocassetti - 20. Oct, 19:07